Interview: Larporatorium

Das ConQuest (wie auch alle anderen Live Adventure Events der Mythodea-Kampagne) ist inzwischen viel zu groß, als dass wir alle Projekte im eigenen Team umsetzen könnten. Das ganze Jahr über wird genäht, geschnitzt, geklebt und konstruiert. Gezeichnet, geraspelt, gegossen und kaschiert. Egal ob mit Styropor, Stoff, Worbla, Schaumstoff, Latex, Metall oder Farbe – um unsere phantastische Welt ins richtige Licht zu rücken ist uns kein Weg zu lang!

Dabei werden wir seit Jahren von einigen Handwerkern begleitet, die wir Euch in einer Interview-Serie etwas genauer vorstellen wollen. Teil drei sind dabei die Bastler vom Larporatorium – Sophia Richartz, Michael „Igi“ Rapp und Simon Schwart. 

Fabian Geuß: Hallo Ihr drei. Fangen wir mit meiner üblichen Einstiegsfrage an: Wer ist das Larporatorium?

Igi: Das Larporatorium besteht aus Sophia (30), Michael aka Igi (41) und Simon (31). Zusammen gekommen sind wir über das ConQuest-Team. Da Sophia ein abgeschlossenes Studium in Kostümdesign hatte und Simon und ich schon immer verschiedenste Dinge fürs LARP gebaut haben, wagten wir den Schritt zur Selbstständigkeit. Und da sind wir nun.

Fabian: Ihr seid aus dieser Interview-Reihe vermutlich die jüngste Firma, oder?

Igi: Uns gibt es seit März 2016. Seitdem fertigen wir vor allen Sonderanfertigungen im Bereich Kostüme, Larpwaffen und Kulissen an.

Fabian: Ihr konzentriert Euch speziell auf Einzelanfertigungen? 

Simon: Ja. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Kundenwünsche, aber ab und zu finden wir auch Zeit um eigene Ideen umzusetzen. Wobei wir uns allerdings nicht nur auf dem LARP-Bereich konzentrieren, sondern auch für andere Bereiche, wie Escape Games, arbeiten

Fabian: Gibt es ein Projekt für LA, das CQ oder generell Mythodea auf das Ihr besonders stolz seid/wart?

Igi: Wir haben bereits in unserer Zeit im ConQuest-Team viele besondere Dinge gebaut, auf die wir immer stolz waren. Vermutlich liegt das daran, das wir jedesmal versuchen uns selbst zu übertreffen. Aber als Larporatorium sind wir besonders stolz auf die neueste Generation von Archonten Szeptern.

Fabian: Wann war Euer „Erstes Mal“ auf Mythodea und woher kennt man Euch dort vielleicht? 

Sophia: Simon ist seit 2004 dabei. Igi kam ein Jahr später hinzu und beide lernten sich im Dungeonlager kennen, wo Simon von 2006 – 2008 als Elkantar den Archontitel des Nordens inne hatte.

Simon: Sophia hingegen ging zum ersten Mal 2007 als Spielerin ins Elbenlager, wechselte aber im drauf folgenden Jahr bereits ins CQ-Team. 2009 folgten ihr dann Simon und Igi.

Igi: Im Team waren wir alle drei als Plotautoren, SLs, Festrollen und NSC-Verantwortliche tätig. Simon und ich erschufen zunächst die Ölige Pestilenz neu und betreuten diese bis 2013. In der Zeit war Sophia sowohl als Feld- als auch Lager-SL tätig, und war unter anderem für die APLs vom Silbernen und Goldenen Wagen verantwortlich. Mit der neuen Kampange warfen Simon und ich erneut unsere Ideen zusammen und erschufen die Gesellschaft des Zweifels…

Simon: … bei der Igi die letzten Jahre auch den Rikan der Stimme verkörperte.

Igi: Simon hingegen wechselte 2015 zu den Koordinatoren, während Sophia die letzten Jahre als weiterhin als APL-SL und unter anderem die Verantwortung für Sim Sin’karaleths Atelier trug. Dieses Jahr werden wir dann zum ersten Mal als Händler vor Ort sein, womit wir dann so ziemlich jeden Aspekt des ConQuest einmal abgedeckt hätten.

Fabian: In der Tat. Ihr wart über die Jahre eine große Hilfe auf allen Events. Danke! Aber zurück zum Interview: Was seht Ihr als die gegenwärtig wichtigste Entwicklung in Bezug auf LARP-Ausrüstung bzw. Gewandungen?

Igi: Vielleicht nicht die wichtigste Entwicklung, aber unserer Meinung nach, geht die Szene derzeit etwas weg von Highfantasy hin zu Lowfantasy und historisch korrekt angehauchtem. Vermutlich wird dies durch Spiele wie Witcher 3 und TV-Serien wie Vikings und Game of Thrones beflügelt.

Fabian: In den anderen beiden Interviews habe ich das Folgende auch schon gefragt, daher bin ich sehr gespannt was Ihr dazu sagt. Seit mehreren Jahren liest und hört man immer häufiger die Kritik, dass der durchschnittliche Anspruch an Gewandungen und Ausrüstung immer höher wird und dadurch der Einstieg in das Hobby immer teurer. Natürlich profitiert Ihr als Gewerbe davon, aber habt Ihr auch privat eine Meinung dazu?

Simon: Nun zum einen hat sich LARP weiter entwickelt, sowohl was die Möglichkeiten der Charaktergestaltung als auch die Veranstaltungen selber angeht. Da ist es nur natürlich, dass damit auch die Ansprüche steigen, was ja auch begrüßenswert ist, da es ansonsten Stillstand bedeuten würde.
Früher gab es kaum Anbieter und man machte viele Dinge selbst. Man kaufte also das Material und bastelte und nähte selber. Oder man bat einen Freund für den obligatorischen Kasten Bier um Hillfe. Unserer Meinung nach sind viele der LARPer von „früher“ mittlerweile „erwachsen“ geworden. Sie haben ihr Studium oder Ausbildung abgeschlossen und verdienen Geld. Gleichzeitig fehlt ihnen dadurch aber auch viel Zeit, um selber weiter zu basteln. Also suchen sie sich die entsprechenden Anbieter.

Igi: Was viele dabei aber anscheinend vergessen ist die Tatsache, dass gerade erfahrene, „kleinere“ Handwerker wie wir, uns vor allem unserer Arbeitszeit bezahlen lassen. Wenn man das mit den Preisen von „früher“, als man noch alles selbst gemacht hat, dann ist das natürlich teurer geworden.
Anderseits: wer hindert einen daran, weiterhin die Sachen selbst zu machen? Jeder kann sich eine Basisaussattung aus Hemd und Hose selber nähen (oder macht es wie früher und sucht sich einen Bekannten oder Freund). Zudem gibt es im Internet genug Anleitungen wie man sein LARP-Schwert selber bauen kann. Und gerade über die diversen LARP-Shops, kommt man viel einfacher als „früher“ an das benötigte Material. Allerdings ist ein LARP-Schwert von der Stange da teilweise auch nicht sehr viel teurer.

Sophia: Generell ist Larp kein günstiges Hobby, aber welches Hobby ist das wirklich? Wir glauben allerdings nicht das es wirklich objektiv teurer geworden ist. Zudem auch heute noch viele Leute selber Dinge basteln und nähen. Dank Internet stehen heute Neularpern viele Quellen für Tipps und Tricks zum Selbermachen offen. Gerade in Foren ist man nach wie vor sehr offen, was diese Dinge angeht. Und wer weiß, vielleicht ist dann in zehn Jahren einer dieser Neularper einer der Larphandwerker von Morgen.

Fabian: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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